Das Dubai-Stadthaus: Beton trifft Pistaziencreme

Es ist endlich soweit: Unsere Stadt bekommt ihr Stadthaus, liebevoll verpackt in Sichtbeton – quasi die Dubai-Schokolade unter den Bauprojekten. Außen teuer, innen hohl, und mit einer Füllung aus Gefälligkeiten, so klebrig wie Pistaziencreme. Der CDU-Bürgermeister betont stolz: „Wir haben einmal auf die Bürger gehört!“ Und was haben sie bekommen? Eine Dachterrasse für 60.000 Euro – ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die Baukosten mittlerweile um sieben Millionen explodiert sind. Pis..äh Peanuts.

Die Dachterrasse – das Meisterwerk der Bürgerbeteiligung, welches die CDU in der letzten Ratssitzung erst eine Stunde lang vehement ablehnte, nur um nach einer kurzen Pause plötzlich begeistert dafür zu stimmen. Vielleicht dämmerte ihnen, dass es keinen besseren Ort gibt, um in Zukunft stilvoller auf die Bürger herabzuschauen. Denn von dort oben lassen sich Anliegen, Wünsche und Bürgerinteressen noch effektiver ignorieren – der Abstand macht’s. Man kann nur hoffen, dass die Brüstung hoch genug ist, damit niemand versehentlich einen Anflug von Bürgernähe riskiert.

Dem geneigten Beton-Fetischisten dürfte nicht entgangen sein, dass bei der Vergabe wieder lokale Unternehmen ran kommen. Unsere lokalen Meister moderner Ruinen – Spezialisten  sündhaft teurer Projekte mit dem Charme von Parkhaus-Architektur. Bahnhof oder Stadthaus, die Handschrift bleibt: „Bitte bewundern Sie die nachhaltigen Betonwände. Sie halten 20 Jahre und erinnern danach an einen Abriss, der doppelt so viel kostet.“ Nachhaltigkeit deluxe – Unser Stadthaus: Instagram tauglich heute, Schandfleck morgen.

Und was macht das Stadthaus so einzigartig? Es ist so modern, dass es bereits vor der Einweihung schon hässlich ist. Man könnte fast meinen, es sei eine posthume Hommage an Josef Rikus – der Künstler, der Paderborn einst mit Beton und Stahl „verzierte“ und dabei den Brutalismus so erfolgreich verinnerlichte, dass selbst ganze trostlose Ostblock-Städte neidisch wurden. Hätte er dieses Bauwerk noch erlebt, es wäre wohl sein „Meisterstück“ geworden.

Doch ganz ehrlich: Das Stadthaus schafft es sogar, den Rikus-Brunnen am Westerntor in Sachen Monotonie und Trostlosigkeit in den Schatten zu stellen. Kunstkritiker formulieren: „Eine kühne Symbiose aus Verwaltungszweckbau und Führerbunker.“ Derartige Beton-Statements sind schließlich unsere Spezialität.

Aber keine Sorge, natürlich wird es feierlich eingeweiht – mit Hochglanzbroschüren über die sakralen Möglichkeiten von Sichtbeton und einer Segnung, die Altar und Aufzug harmonisch vereint. Gott war gestern – jetzt kommt die Beton-Kathedrale.

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Wie die Dubai-Schokolade ist auch das Stadthaus aus Beton der teuerste Weg, billig auszusehen.

Und während die Kosten weiter steigen, bleibt uns Bürgern immerhin die Dachterrasse – damit wir von oben zuschauen können, wie die nächsten Millionen verbrannt werden und die Stadt in die Haushaltssicherung abrutscht.

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